Asbest: Die versteckte Gefahr | Stiftung Warentest

2022-10-22 21:00:22 By : Ms. Nicole He

Seit 1993 ist Asbest in Deutsch­land verboten. Der Grund: Die einge­atmeten Fasern können Lungenkrebs verursachen. In den Jahr­zehnten davor sind hier­zulande Millionen Tonnen asbesthal­tiger Materialien verbaut worden. Ein Groß­teil davon steckt auch heute noch in Dach- und Fassadenplatten oder verbirgt sich irgendwo in den Gebäuden. test.de hilft beim Aufspüren.

Dass die Altlasten in unserer Umwelt noch so häufig zu finden sind, ist nicht verwunderlich. Asbestfasern waren in den 60er bis 80er Jahren ein beliebtes Material. In Kombination mit Zement ließen sich daraus vielfältige stabile Formen herstellen. Unbrenn­bar, hitze­beständig, isolierend, chemisch stabil – die typischen Eigenschaften der Silikatmi­neralien sorgten für zahlreiche weitere Anwendungs­gebiete, vom Brems­belag im Auto bis zur Abdichtung des Heiz­ofens. Erst als die Neben­wirkungen des Asbe­stbooms immer offen­kundiger wurden, begann lang­sam der Abschied von den gefähr­lichen Materialien. Vor allem bei Arbeitern, die oft ohne wirk­samen Schutz asbesthaltige Materialien hergestellt oder verarbeitet hatten, kam es immer häufiger zu Asbestose- und Krebs­erkrankungen, die eindeutig durch Faserfein­staub verursacht worden waren. Dies führte schließ­lich zum Verbot.

Tipp: Sie finden in diesem kostenlosen Special mit seinen Unter­artikeln umfassende Informationen rund um das Thema „Asbest“.

Erschre­ckend häufig sind Asbestmaterialien auch heute noch in Häusern und Wohnungen zu finden. Die Bundes­anstalt für Arbeits­schutz und Arbeits­medizin (BAuA) warnte im Jahr 2016: Schät­zungs­weise befänden sich noch „80 Prozent der ursprüng­lich verwendeten asbesthaltigen Bauteile im heutigen Gebäude­bestand.“ Auf einer gemein­samen Veranstaltung der Bundes­anstalt für Arbeits­schutz und Arbeits­medizin und des Länder­ausschusses für Arbeits­schutz und Sicher­heits­technik (LASI) diskutierten 170 Expertinnen und Experten im Juni 2016. Ihr Fazit: Viele Fragen seien noch unbe­antwortet und wichtige Aufgaben noch offen. „Angesichts der vielfältigen Verwendungs­formen von Asbest und der großen Zahl derer, die potenziell mit solchen Materialien in Berührung kommen, ist hier ein langer und mühsamer Weg erkenn­bar.“

Hier einige wichtige Beispiele für mögliche Asbestbelastungen:

Asbesthaltige Materialien fachgerecht zu sanieren und zu entsorgen, muss nicht extrem teuer sein. Verwitternde Blumenkästen oder als Beet­abtrennung genutzte Platten aus Faserzement können Hobby­gärtner zum Beispiel selbst staubdicht in Kunst­stoff­folie verpacken und zur nächsten Annahme­stelle trans­portieren. Problematischer sieht es mit größeren Bauteilen aus. Denn die Fasern sind nur solange sicher im Zementmaterial gebunden, wie die Produkte unzerstört bleiben. Eigentümer dürfen die Demontage zwar prinzipiell in die eigene Hand nehmen, aber nur vorsichtig. Im eigenen Interesse und mit Rück­sicht auf Nach­barn und Umwelt müssen zum Beispiel die Platten angefeuchtet, möglichst im Ganzen demontiert und korrekt bei einer Asbest-Annahme­stelle entsorgt werden. In allen Zweifels­fällen gilt: Fragen Sie Ihr kommunales Umwelt­amt.

Je aufwendiger die Arbeiten, desto empfehlens­werter ist der Einsatz professioneller Asbestsanierungs­firmen. Vor allem, wenn die Fasern in den Produkten nicht fest, sondern nur schwach gebunden sind, ist deren Erfahrung und Ausrüstung unver­zicht­bar. Oft ist die Sanierung sogar einfacher als man denkt: So kann eine spezielle Kunst­stoff­folie, in die Arbeits­hand­schuhe einge­arbeitet sind („glove bag“), wie ein kleines Zelt über die Gefahr­stelle gestülpt werden, so dass bei der Demontage kein Asbestfein­staub in die Wohnungs­luft gelangt.

Wird schwach gebundenes Asbest unwissentlich oder aus Kostengründen unsachgemäß entfernt, drohen Gesund­heitsge­fahren. Ist zum Beispiel Cushion-Vinyl mit dem Unter­grund verklebt, wirkt die Asbest­papp­schicht beim Heraus­reißen wie eine Soll­bruch­stelle. Millionen von Fasern, die nur relativ schwach in der Pappe gebunden sind, gelangen dann in die Luft. Werden die Kleber- und Papp­reste anschließend noch weggeschliffen, ist der schlimmste Fall einge­treten. So weit darf es nicht kommen. Deshalb kann die Lösung nur heißen: Recht­zeitig und richtig handeln. Die Tipps der Stiftung Warentest helfen weiter.

Dieses Special erschien erst­mals am 13. September 2012 auf test.de. Es wurde am 5. Januar 2017 komplett aktualisiert.

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Beim Hersteller (Braun) wurde ich auf DeLonghi verwiesen und die können laut ihren Aussagen zu Anfang der 90er keine Angaben machen, da diese Sparte Bügeleisen damals noch nicht zu ihnen gehörte und ihnen somit keine Daten vorliegen. Mein Bügeleisen funktioniert tadellos, ich möchte also eigentlich auch kein Neues und werde jetzt quasi gezwungen, wenn ich kein Risiko eingehen möchte, ein Neues zu kaufen. Mal abgesehen davon, dass ich auch regelmäßig Kinder und Babywäsche und Mundschutzmasken damit bügle und das Risiko was daraus resultiert für meine Kinder, gar nicht abschätzen kann. Ich finde das wirklich ärgerlich ,dass der Hersteller Braun sich das so einfach macht.

@jane80: Das Verbotsjahr hilft hier nur bedingt weiter. In vielen Branchen hat der Umstellungsprozess schon viel früher begonnen. Denn die Gesundheitsgefahren waren ja bereits deutlich früher schon bekannt. Es ist recht wahrscheinlich, dass die Elektrogerätebranche bereits vor 1983 Abschied von Asbest genommen hat. Im Zweifel wenden Sie sich bitte an den Hersteller. Wenn es eine Markenfirma ist, besteht eine gute Chance, dass der Kundendienst eine hilfreiche Antwort geben kann. Falls diese unserer Infos widersprechen sollte, bitten wir um Mitteilung. (MK, RN)

Ich habe nach wie vor ein Bügeleisen von kurz nach der Wende also um 90/91 in Gebrauch. Da ich nicht weiß, ob ich Marken nennen darf, möchte u v einfach nur erwähnen das es ein Markenbügeleisen und st. Herstellungsland ist mit Spanien angegeben. Wie sicher ist sie Jahresangabe 1983 in ihrem Artikel für Elektrogeräte? Da ich sonst immer 1993 lese.

@AltesHaus2020: Eine Liste von Firmen, die asbesthaltige Baumaterialien ausgeliefert haben, können wir Ihnen nicht anbieten. In unserem Spezial zum Asbest finden Sie aber umfangreicht Informationen und Tipps zum Sanieren der asbestbelasteten Häuser. Für individuelle Anfragen zu diesem Thema stehen Ihnen die Umweltberatungsstellen der Verbraucherzentralen und die örtlichen Gesundheitsämter zur Verfügung. (spl)

Kommentar vom Autor gelöscht.

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